Hannes Ahlmann liebt Emotionen und das Teamwork mit Pferden
Die PARTNER PFERD in Leipzig ist dein viertes Fünf-Sterne-Turnier – wie sieht Dein Fazit aus?
Hannes Ahlmann: Bis hierhin ist es ziemlich gut gelaufen. Meine Pferde haben sich gut gezeigt, ich mich selber auch. Es ist hier eine wichtige Bühne. Wenn man vom Bundestrainer die Chance bekommt, sich hier zu zeigen, möchte man diese auch nutzen.
Du bist zum ersten Mal in Leipzig, wie erlebst du das Turnier?
Die Atmosphäre hier ist im Vergleich zu anderen Turnieren etwas ganz Besonderes. Die Leute fiebern so mit – das hat man in dieser Form nicht so häufig.
Du bist 23 Jahre alt, wenn du zwei, drei Jahre zurückdenkst: Hättest du dich damals schon auf diesem Niveau wie dem Longines FEI Jumping World Cup™ gesehen?
Gesehen vielleicht nicht, aber gewünscht und darauf hingearbeitet schon immer. Ich komme aus einer Reiterfamilie und ich habe den Ansporn, ganz oben im Sport mitzumachen. Ich hatte schon immer die Begeisterung für die Pferde und den Sport.
Was genau begeistert Dich am Reitsport?
Ich finde es einfach toll, mit dem Pferd als Team zusammenzuwachsen. Wir haben selbst viele junge Pferde. Die meisten meiner Turnierpferde kenn ich schon von jung an und habe sie von den ersten Turnieren an geritten. Den Weg zusammen zu gehen, ist spannend. Ein Pferd kann nun mal nicht reden, aber ein Pferd, das sich nicht wohlfühlt, wird diesen Sport nicht machen. Sich da reinzufühlen und reinzudenken, jedes Pferd ist anders, es ist immer eine neue Herausforderung – das finde ich einfach gut.
Und wie genau machst Du das?
Das ist bei jedem Pferd unterschiedlich. Natürlich habe ich mein System, aber ich kann nicht jedes Pferd in eine starre Schablone reinarbeiten. Mein Erfolgspferd Tokyo ist ein gutes Beispiel: Sie haben wir seit vierjährig im Stall, sie ist ein ganz sensibles Pferd und da haben wir zwei Jahre nur geübt, Ruhe hineinzubringen. Ohne Turniere, ohne Stress von außen. Ganz anders ist Madness, ein Hengst. Er ist ein echter Charming Boy, er ist sehr von sich selbst überzeugt, bei ihm war es viel einfacher.
Dein Leben dreht sich hauptsächlich um die Pferde – machst du auch noch etwas anderes als Reiten?
Wenn ich nicht auf Turnier bin, versuche ich, andere Sportarten auszuüben. Ich gehe mit einem Freund zwei Mal pro Woche zum Boxen und häufiger laufen. Während der Turniersaison ist es natürlich schwieriger, aber ich möchte dieses Jahr noch einen Halbmarathon laufen.
Du hast neben dem Training mit deinem Vater Dirk Ahlmann auch schon mit Rolf-Göran Bengtsson, Marco Kutscher und Jos Lansink trainiert. Was war die wichtigste Erkenntnis daraus?
Ich bin jedes Mal nach Hause gekommen und habe gesagt: ‚Eigentlich ist nicht viel anders als bei uns.‘ (lacht) Aber das ist ja auch gut. Klar gibt es Details, die jeder anders macht, aber das Grundprinzip war sehr ähnlich. Das gibt uns die Bestätigung, dass wir schon viel richtig machen. Das ist wichtig, denn wir drehen so viele Runden, bis wir überhaupt dahin kommen, solche Erfolge wie in Leipzig zu feiern – auf dem Weg dorthin kommen auch Zweifel auf. Da ist es wichtig, daran zu glauben, dass der Weg, den man geht, der richtige ist.
Welche Rolle spielt die dressurmäßige Arbeit bei dir?
Das wird bei uns ganz groß geschrieben. Wir sind diejenigen, die die Pferde gymnastizieren und die Muskeln aufbauen und da ist es sehr wichtig, dass du als Reiter den richtigen Weg vorgibst. Ich habe das Glück, dass mein Vater schon sehr gut ausgebildet wurde bei Ludger Beerbaum und Manni Kötter – so wurde mir das schon von klein auf eingeprägt. Und es ist gut, dass ich ihn an meiner Seite habe. Aber ich gucke auch sehr gerne auf dem Abreiteplatz den Topreitern zu und die stecken alle sehr viel Dressurarbeit in ihre Pferde.
Wem guckst Du da am liebsten zu?
Bei allen! Hier in Leipzig war ich überrascht über die Arbeit von Julien Epaillard. Ihn habe ich noch nicht so oft gesehen und fand es beeindruckend, wie viel Ruhe er auf dem Abreiteplatz hat und wie er seinen Plan verfolgt mit den Pferden. Er übt mit ihnen Stück für Stück und erarbeitet so in der Vorbereitung ganz konkret das, was er im Parcours dann braucht.
Was inspiriert dich noch?
Ich gucke mir sehr gerne Videos von Stechen an. Man kann da so viel davon lernen, wie manche Reiter die Linienführung gestalten. Es ist ja jeder einzelne Galoppsprung entscheidend. Und ich gucke mir auch gerne Siegerehrungen an – das sind einfach Emotionen. Ich liebe Emotionen und bekomme auch immer gleich Gänsehaut (lacht).
Ihr habt viele junge Pferde – siehst du einen, der dich in den Topsport begleitet?
Hoffnung hat man natürlich immer. Wir haben ein paar wirklich besondere Pferde, auch selbst gezogen und im eigenen Besitz. Wir haben zwei, drei im Stall, von denen ich mir viel erhoffe – aber da verrate ich lieber nicht so viel (lacht).
Du bist mit der Dressurreiterin Franziska Schwiebert liiert, tauscht ihr die Pferde?
Ich saß bisher erst einmal auf ihrem Pferd. Es ist nicht so, dass sie es nicht erlauben würde, aber ich habe immer Angst, dass ich irgendetwas falsch mache (lacht). Sie ist jetzt gerade mit ihren Pferden zu uns in den Stall gekommen, wir sind gerade zusammengezogen. Da sehe ich ihre Dressurarbeit öfter und habe doch einen anderen Blick darauf bekommen.
Und was ist für Dich der größte Unterschied zum Springreiten?
Wir Springreiter müssen tatsächlich die Pferde mehr auf Turniere mitnehmen, denn die Situationen im Parcours kann man nur bedingt zu Hause nachstellen. Deswegen nehmen wir die Pferde viel öfter mit. Zu Hause springe ich nicht so viel. Ich habe jetzt gesehen, wie viel Präzision zur Dressur gehört. Wir wollen auch, dass die Pferde geschmeidig und in Balance sind, aber wenn eine Wendung mal im Kreuzgalopp ist, ist es nicht so tragisch.
Helft ihr euch auch manchmal?
Ich setze Franzi sehr gerne auf meine Pferde! Ich hatte zum Beispiel einen, mit dem ich nicht so gut zurechtkam. Den hatte ich zwei Wochen mit auf einem Turnier, Franzi war mit und dann hat sie ihn geritten. Sie hatte sofort einen Draht zum ihm und alles ging ganz einfach. Das haben wir dann ein paar Mal gemacht und da hat er den Schalter umgelegt.
Fällt Dir das schwer, Dir helfen zu lassen?
Nein, ich lasse mir gerne helfen. Ich kann mich auch mal einfach doof anstellen, wenn es zum Beispiel um die Waschmaschine geht (lacht).
(SySa)